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Bernhardiner_vom Bergretter zum Sozialarbeiter

Nationalheld AUF VIER PFOTEN

Aufmerksam wacht der Bernhardiner mit dem ­Schnapsfässchen um den Hals über die Schweizer Bergwelt. So ­zu­mindest die eher romantische Vorstellung, was den alkoho­lischen Muntermacher betrifft.

Ruhig, treu, sanft und einfach knuffig. Einst Rettungshund ist der Bernhardiner heute als Therapie-Begleithund und Wander­ begleiter in den Schweizer Alpen ­unterwegs.

Bis in das 21. Jahrhundert hinein gehörte die »Suchmaschine« der Schweiz zum gewohnten Bild in der alpinen Schneelandschaft. Seit dem 11. Jahrhundert lebte er im Hospiz auf dem Großen Sankt-Bernhard-Pass auf fast 2.500 Metern Höhe. Mit seinem Instinkt entwickelte sich der Bernhardiner Hund rasch zum Rettungshund. Von 1800 bis 1812 machte sich Barry I. jeden Tag auf die Suche nach Menschen, die sich auf dem Weg vom Bergdorf Bourg-St.Pierre zum Großen Sankt Bernhard verirrt hatten. Er allein rettete vierzig Menschen das Leben. Ihm zu Ehren wurde die Stiftung »Fondation Barry« genannt.

Foto: © Iris KuerschnerFoto: © Iris Kuerschner

Rund dreißig Bernhardiner leben in der Fondation in Martigny. Jährlich kommen im Durchschnitt zwanzig Welpen zur Welt. Es gehört mit zu einer liebgewonnenen Tradition, dass ein Tier den Namen Barry erhält. »Der Bernhardiner liebt Menschen.« Andrea Zollinger von der Fondation weiß, dass ein Bernhardiner den sozialen Kontakt zu den Menschen braucht. »Er ist anhänglich und ruhig.« Andrea Zollinger betont: »Er ist für die Menschen in der Schweiz ein Stück Kulturgut. Die Bernhardiner stehen für die traditionellen Werte unseres Landes wie Solidarität, Stabilität und Sicherheit.« Seit 2005 hat es sich die Fondation zur Aufgabe gemacht, den Fortbestehen der Hospizbernhardiner zu gewährleisten. Ihr Hauptziel dabei: Den Hunden ein gesundes und artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Inzwischen wird die Bergrettung von Hubschraubern übernommen. Bei der Suche kommen kleinere und agilere Hunde zum Einsatz. Die Bernhardiner sind daher verstärkt in den sogenannten tiergestützten Aktivitäten tätig. Die Fondation ­ Barry hilft dabei, für den Nationalhelden neue Aufgaben zu finden. Dazu gehören auch Sommer- wie Winterwanderungen durch das märchenhafte Champex-Lac. An diesem Punkt muss Andrea Zollinger lachen. Nach wie vor kommen Menschen mit der Vorstellung zur Fondation, einen Bernhardiner mit einem Schnapsfässchen um den Hals vorzufinden Wann diese Legende entstand, lässt sich nicht mehr prüfen. Wahrscheinlich war es eine pfiffige Marketingidee eines Malers. Denn immerhin war es seine Abbildung eines Bernhardiners mit eben solch einem Schnapsfass um den Hals, die 1884 den Bernhardiner zum Schweizer Nationalhund erklärte.

Nach wie vor lieben die Barrys den Winter. Daher genießen die Tiere es, im Schnee zu spielen und Menschen bei Winterwanderungen zu begleiten. Dank ihrer robusten Art, den breiten Pfoten und dem dichten Fell können sie jeder Witterung trotzen. Nach Voranmeldung begleiten die Hunde Besucher bei einem 45-minütigen Waldspaziergang durch die wunderschöne Alpenregion Champex-Lac. Eine Tierpflegerin ist immer dabei.

Foto: © Iris KuerschnerFoto: © Iris Kuerschner

Damit das Zusammensein und die dreihundertjährige Geschichte des schweizerischen Symbols bestehen bleibt, hat die Fondation nunmehr das Projekt »Themenpark Barryland« ins Leben gerufen. Der Park, der ausschließlich dem Botschafter des kulturellen und historischen Erbes gewidmet sein wird, entsteht am Stadtrand vom Martigny (Wallis). In einem futuristischen Gebäude in Form eines Hundepfotenabdruckes sollen sich ab Sommer 2025 dann die Türen zu einem »wunderbaren Hundeuniversum öffnen«. Andrea Zollinger verspricht: »Was den Park betrifft, haben wir einige Überraschungen für die Öffentlichkeit vorbereitet, also gedulden Sie sich noch etwas!« KLE
fondation-barry.ch/de

»DER BERNHARDINER IST FÜR DIE MENSCHEN IN DER SCHWEIZ EIN STÜCK KULTURGUT.« ANDREA ZOLLINGER

Wanderungen mit einem Barry
Lernen Sie Bernhardiner bei einem Waldspaziergang in der bezaubernden Winterlandschaft von Champex-Lac kennen. Dieses Ziel liegt inmitten eines herrlichen Alpenpanoramas. Die Dauer der Wanderung beträgt ca. 45 Minuten. Die Teilnehmerzahl ist auf acht Personen begrenzt, aufgeteilt auf maximal drei verschiedene Gruppen (ein Hund pro Gruppe). Sie werden von 3 Bernhardinern begleitet, die Sie abwechselnd an der Leine führen dürfen. Private Hunde sind nicht erlaubt. Diese Aktivität wird an den Wochenenden im Januar und Februar angeboten (viermal täglich), entsprechend den Terminen, die im Buchungskalender angegeben sind.

Preise
Erwachsenen (ab 17 Jahren): CHF 39 (ca. 42 Euro). Kinder (4-16 Jahre): CHF 18 (ca. 20 Euro) Diese Aktivität ist nicht für Kinder unter 4 Jahren geeignet. Kinder dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen teilnehmen (höchstens 2 Kinder pro Erwachsene).

Unser Tourismuspartner
Pays du St-Bernard
Office du Tourisme de Champex-Lac
+41 (0)27 775 23 83
champexlac@saint-bernard.ch
Kontakt: event@fondation-barry.ch


artifex 01/2025: Winterspaß - Seite 33