artifex 01/2025: Winterspaß
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Isfjord_Gin
Mit reinstem GLETSCHERWASSER
»ICERMEN SIND DIE MÄNNER, DIE MIT IHREN SCHIFFEN AUF SEE KREUZEN UND MIT NETZEN DIE EISBROCKEN AUS DEM WASSER FISCHEN.« (Foto: © iStock.com / murat4art)
TEXT
STEFAN BUHREN
Die Kälte kann tödlich sein, was auch den Respekt erklärt, den man den Polarforschern entgegenbringt. Für die Isfjord Premium Arctic Spirits waren sie 2012 sogar der Auslöser, das Unternehmen zu gründen, als Hommage an die Forscher, die sich die unzugänglichste und kälteste Region der Welt als Forschungsziel ausgesucht hatten. Aber auch nicht nur, augenzwinkernd lässt sich das auch im Marketing gut einsetzen. Denn es liegt auch nahe, das Eis aus der unwirtlichen Landschaft zu nutzen – als Wasser für Spirituosen. Denn das Eis schichtete sich meterhoch auf und die unteren Schichten sind seit Anbeginn unberührt geblieben.
Tatsächlich ist das geschmolzene Eis ein Wasser, das die Natur vor mehr als 10.000 Jahren als Eis konservierte, »verborgen vor der Außenwelt, versiegelt von jeglichen Schadstoffen und fast völlig vergessen«, wie die Macher anpreisen: »Bis zu dem Moment, in dem die Eisberge in Millionen Stücke zerspringen und die örtlichen Icermen einige davon ernten, um sie zum reinsten natürlichen Wasser der Erde zu schmelzen.«
Ja, richtig, das Eis wird geerntet. Icermen sind die Männer, die mit ihren Schiffen auf See kreuzen und mit Netzen die Eisbrocken aus dem Wasser fischen. Anschließend werden diese Brocken ganz simpel aufgetaut und verwandeln sich so in das bis dato unberührte, reinste Wasser. Das findet vor allem in der Nahrungsmittelindustrie reißenden Absatz, auch auf Grönland bei der Isfjord Premium Arctic Spirits. Welche Massen dort lagern, zeigt eine Zahl: 85 Prozent aller weltweiten Trinkwasservorräte finden sich als Eis konserviert auf Grönland.
Seit 2012 nutzen die Grönländer das Nobelwasser für einen eigenen Gin, den Isfjord Premium Arctic Gin, und versprechen der Genussgemeinde den wohl sanftesten Gin. 44 Prozent Alkohol hat er, natürlich Wacholder als Grundlage, der dann mit den weiteren Botanicals wie Angelikawurzel, Kardamom, Ingwer, Orange und Sandelholz fein abgestimmt wird.
Dabei wird der Gin im klassischen Verfahren produziert: Die Botanicals werden in Alkohol eingelegt oder, wie es im Fachjargon heißt, mazeriert, damit die Stoffe ihre Aromen in den Alkohol abgeben. Anschließend wird das Mazerat destilliert und kommt als hochprozentiger Tropfen heraus. In einem letzten Schritt wird das Destillat mit dem Gletscherwasser wieder auf eine trinkbare Stärke, in dem Falle die besagten 44 Prozent, reduziert. Dass der Gin zwischenzeitlich auch seine Ruhephasen hat, versteht sich von selbst. Denn auch das fördert Milde und Klasse des Wacholdergetränks.
Je nach Anbieter fangen die Preise bei 27 Euro (Stand Juni 2024) für eine 0,7l-Flasche an. Das Geschmackserlebnis ist in der Tat exquisit. Bei Öffnen der Flasche strömt milder Duft in die Nase, der eine Mischung aus Sandelholz, Wacholder und ganz leicht Zitrone offenbart. Der erste Schluck bietet einen unglaublich milden Gin an, bei dem sich Wacholder, Zitronenaromen, aber auch Sandelholz mit einer milden Würze die Bahn brechen. Ein gutes Tonic betont diesen Geschmackscocktail und verwandelt den Gin in ein sanftes Erfrischungsgetränk, was großartig schmeckt und sanft die Kehle hinabgleitet. Und das nicht nur in Grönland. Denn die Macher verkaufen ihren Gin ebenso wie ihre anderen Produkte längst weltweit – auch in Deutschland. isfjord.com/gin
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