artifex 01/2020: Kochen
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Jung, weiblich, kreativ
Ein junges, frisches Team sorgt für peppige Konditorenkunst. V. l. n. r.: Xenia Krenz, Caroline Schwanbeck, Eva Bromberg und Jana Lydgen (Foto: © Jörg Meier)
ZUSAMMENHALT: Konditorenhandwerk 4.0. Eine dynamische Konditormeisterin und Ihr Topteam arbeiten und essen gemeinsam in einer Welt des guten Geschmacks.
Leckerhorstweg. Ein Straßenname, der doch gleich nach einer guten Adresse für delikate Genusswelten klingt. Seit 2010 betreibt Konditormeisterin Caroline Schwanbeck umgeben von einer traumhaften Kulisse hier ihre Manufaktur "Schwanbeck Tortenatelier – Genuss auf Bestellung". Dass sie die ehemalige Backstube außerhalb Iserlohns entdeckt, ist purer Zufall. "Meine Mutter war in einem Schreibwarengeschäft. Die Verkäuferin fragte: "Darf’s noch was sein?" – "Ja, eine Backstube." – "Da hab ich was für Sie" Es ist original so passiert. Am nächsten Tag waren wir dann hier oben in der herrlich grünen Idylle."
Nach der Ausbildung bei der Konditorei Spetsmann und dem erfolgreichen Abschluss der Meisterprüfung macht sich Caroline Schwanbeck mit 21 Jahren selbstständig. Es folgen der Betriebswirt im Handwerk und der Besuch der Eisfachschule in Sümmern. Zunächst steht sie alleine in der Backstube, zaubert traditionelle Torten und Thementorten. An eine Herausforderung aus den Anfangszeiten kann sie sich noch sehr gut erinnern: "Ein 1,20 Meter langes Kreuzfahrtschiff war eine große Aufgabe. Ich wollte alles maßstabgerecht herstellen. Das war viel Rechnerei. Die Woche vor der Auslieferung habe ich jede Nacht davon geträumt."
Nach einem Jahr stellt sie die erste Mitarbeiterin ein. Inzwischen gehören zu ihrem Team fünf Damen und ein Herr, darunter eine Auszubildende. "Wir sind ein junges, frisches Team. Entsprechend peppig kommen unsere Spezialitäten daher", sprudelt das Lob über ihre MitarbeiterInnen aus Caroline Schwanbeck heraus. Zum Kerngeschäft gehören nach wie vor die Klassiker wie Schwarzwälder Kirsch oder Obsttorten. Vor allem aber sind es köstliche und fabelhaft verzierte Hochzeitstorten, die in der Hochsaison die Iserlohner Manufaktur fast im Stundentakt verlassen. Darüber hinaus entwickelt die Schwanbeck-Crew gerne neue Ideen. Das sind z. B. Torten-Wraps für die gute Laune, bunt verzierte Cake-Pops am Stiel oder "die coolste Herausforderung: eine mehrstöckige Steampunk-Torte, verziert mit Zahnrädern aus Marzipan". 2015 dann ein weiteres Highlight. Das Tortenatelier bewirbt sich auf Anraten der Handwerkskammer Südwestfalen als einziger Betrieb aus dem Nahrungsmittelgewerk bei der Manufactum, dem Staatspreis für das Kunsthandwerk. Aus über 400 Bewerbungen schafft es die Torte der Schwanbeck-Mannschaft auf Anhieb unter die 120 nominierten Aussteller.
Naschereien Online bestellen
"Die Oberflächenstruktur überzeugte die Jury damals", erinnert sich Uwe Müller-Biebel von der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks NRW. Auch in diesem Jahr will die Iserlohner Manufaktur einen Wettbewerbsbeitrag einreichen. Alle Naschereien können online bestellt werden. "Nö, ein Café wollte ich nie haben. Das ist ein Riesenaufwand", gibt ihr der stetig steigende Erfolg recht. Auf Hochzeitsmessen, Weihnachtsmärkten und über alle Social-Media- Kanäle wird für das köstliche Backwerk geworben. "Zudem werden wir immer mehr zu Event-Konditoren. Zum Beispiel werden wir von einer Bank gebucht. Vor Ort beschriften wir für die Bankkunden dann Lebkuchenherzen oder machen Cake-Pops". Dass in dem Segment noch Luft nach oben ist, prophezeit sie, und wahrscheinlich die Live-Herstellung einer Torte nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Freitag ist Kochtag
Jüngste im Team ist Eva Bromberg. An ihrem 18. Geburtstag im vergangenen Jahr hat die Auszubildende im zweiten Ausbildungsjahr einfach mal für alle gekocht. Nur so! "Wir waren alle schwer begeistert", und Caroline Schwanbeck entscheidet vom Fleck weg, "das machen wir jetzt immer." Seitdem wird reihum freitags gekocht. "Jeder hat die Möglichkeit, seine Lieblingsrezepte zu kochen oder einfach auch Neues auszuprobieren", sagt die 28-Jährige und erzählt an diesem Punkt von ihrer Afrikareise und dem Besuch einer Gewürzplantage im letzten Jahr. Von Sansibar hat sie ganz tolle Gewürze mitgebracht, die die begeisterte Hobby-Köchin jetzt in dem einen oder anderen Rezept ausprobiert. Mit Blick ins Grüne entstehen auf einer Herdplatte oder im Backofen stets raffinierte und köstliche Gerichte. "Bislang gab es kein Gericht ein zweites Mal. So groß ist inzwischen unser Repertoire. Für die kulinarische Reise durch Deutschlands Handwerk kochen Meisterin und Auszubildende ein Sansibar-Chicken-Curry. "Das ist ein sehr fröhliches Rezept und sieht schön bunt aus". Die Konditormeisterin unterstreicht, dass frische Produkte zu Hause und beim gemeinsamen Kochen ein absolutes Muss sind. Ob die Schärfe bei dem schnellen und einfachen Gericht stimmt, darf Eva Bromberg als Erste probieren. "Die Schärfe ist sehr schön", lautet ihr Urteil, und Caroline Schwanbeck merkt in ihrer unverwechselbar lebendigen und fröhlichen Art an: "Und wäre es zu scharf geworden, Eva, hättest du das einfach weggelächelt ."
Rezept für das Sansibar-Chicken-Curry
Zutaten:
400 g Hühnerbrust
1 große Mango
1 Bund Frühlingszwiebeln 1 Stück Ingwer, ca. 1 cm 1 Knoblauchzehe1 rote Chilischote
2 TL Currypulver1 Dose Kokosmilch
4 EL Mangochutney
1⁄2 Zitrone
2 EL Olivenöl
Schwarzer Pfeffer MeersalzKoriander
Kreuzkümmel
2 Tassen Basmatireis
2 TL Garam Masala
Zubereitung
Ingwer, Chilischote und Knoblauch klein hacken. Zusammen mit dem Currypulver in Olivenöl kurz anbraten. Das Hühnerfleisch in mundgerechte Stücke schneiden. Die Lauchzwiebel in Ringe schneiden und beides in den Topf geben. Kurz anbraten, salzen und pfeffern. Mit Kokosmilch auffüllen und ca. 15 Minuten köcheln lassen. Inzwischen Wasser für den Reis nach Packungsbeilage aufsetzen. Sobald das Wasser kocht, den Basmatireis in den Topf geben und in das Wasser zwei TL Garam Masala hinzufügen. Die Gewürzmischung gibt dem Reis später einen würzig-warmen, nur leicht scharfen Geschmack. Nach der angegebenen Zeit die gewürfelten Mangostücke und Zitronensaft in den Topf mit Hühnerfleisch hinzufügen. Noch einmal fünf Minuten köcheln lassen. Zum Schluss mit Meersalz, Kreuzkümmel und Koriander abschmecken.
„WIR SIND EIN JUNGES,
FRISCHES TEAM.
ENTSPRECHEND PEPPIG
KOMMEN UNSERE
SPEZIALITÄTEN DAHER.“
CAROLINE SCHWANBECK, KONDITORMEISTERIN
Besonders schön sieht das Gericht aus, wenn zum Schluss frischer Koriander untergehoben wird. Den Reis auf dem Teller anrichten und dazu das Sansibar-Chicken-Curry geben. Wer die Schärfe abmildern möchte, kann ein wenig Mangochutney dazugeben.
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