artifex 02/2025: Spanien
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Valencia_Streetart und Tapas
Hola Valencia! DAS SCHÖNSTE GEHEIMNIS SPANIENS
Hinter der Kathedrale von Valencia auf dem Plaza de la Virgen findet jeden Donnerstag das jahrhunderte alte Wassergericht statt. Tatsächlich sind die Urteile für die Angeklagten bindend. (Foto: © iStock.com/fcafotodigital)
Am 29. Oktober 2024 stand in Valencia die Zeit still. Innerhalb kürzester Zeit überfluteten Regenmassen die Stadt und die Provinzen. Auch ein halbes Jahr später sind noch die Spuren des Unglücks außerhalb der Stadtmauern zu sehen. Doch die Menschen geben nicht auf. Mit einem Gefühl der Solidarität bauten sie die Region wieder auf. Längst erstrahlt Valencia Stadt wieder im Glanz historischer Gebäude, grüner Oasen und jeder Menge Tapas.
GEHEIMTIPP VALENCIA
Die Orangen haben Valencia weltberühmt gemacht. Ganze Orangenbaumalleen leiten Spaziergänger durch die charmante und gern besuchte Altstadt. Die drittgrößte Stadt gilt vielen immer noch als das schönste Geheimnis Spaniens. Anders als in Barcelona und Madrid bietet sie Gästen ausreichend Platz auch in der Hochsaison, um in den schmucken kleinen Cafés oder am Strand zu verweilen. Im wahrsten Sinne des Worte eine kleine Kuriosität ist in der Plaza Lope de Vega zu finden. Mit einer Breite von 107 Zentimetern kann das Haus mit der angeblich schmalsten Fassade Europas bewundert werden. Damit ist das Haus zudem schmaler als eine Eingangstüre.
Das Herzstück bildet der Platz La Reina mit der Kathedrale und dem Miguelete-Turm. Wer die 207 Stufen erklommen hat, wird mit einem fantastischen Blick über Valencia belohnt. Unweit der Kathedrale liegt die Seidenbörse. Die Lonja de Mercaderes zählt mit zu den schönsten Denkmälern der Gotik in Europa. Das Gebäude besteht aus drei voneinander abgegrenzten Bereichen mit einem idyllischen Garten - und wie sollte es anders sein - umsäumt von herrlich Orangenbäumen. Nach einem ausgiebigen Besuch ist es an der Zeit, die Kulinarik in dem nur wenige Metern entfernten Mercado Central kennenzulernen. Das Gebäude aus dem Jahr 1928 erinnert mit eisernen Säulen an den Eiffelturm. Verziert mit zahlreichen Kacheln und Glasmalereien begeistert ein Gang entlang der über 250 Marktstände.
Die Produkte, wie viel frisches Obst und Gemüse, aber auch Fleisch, Käse und viele der angebotenen Meeresfrüchte, stammen aus dem direkten Umfeld Valencias. Die Stadt wird in einem Umkreis von zehn Kilometern von einem grünen Gürtel umgeben. Mit den sogenannten 0-Kilometern-Produkten, ergänzt um fangfrische Mittelmeerköstlichkeiten, können sich die Valencianos komplett autonom verköstigen. Zum Glück gibt es reichlich, sodass auch Gäste die Küche à la Valencia ausreichend genießen können.
VALENCIANISCHE KÖSTLICHKEITEN
Mit ein wenig Glück treffen die Marktbesucher bei ihrem Rundgang auf den Sternekoch Bernd Knöller. Vor über 30 Jahren zog es den Deutschen nach Valencia. Dort betreibt er das Restaurant Riff. Für Bernd Knöller war die Entscheidung das Beste, was einem Koch passieren kann. »Alleine die Fülle der Produkte! Alles ist frisch und auch die Preise sind top.« Vor den Grenzen der Stadt hegt und pflegt der Mann aus dem Schwarzwald einen eigenen Garten. Kräuter, Blumen, Obst und Gemüse wandern von hier direkt in die Küche des Restaurants.
Der Erhalt von Traditionen und valencianischer Kulinarik steht für Guillermo Navarro an erster Stelle. Gemeinsam mit einer Gruppe Träumer hat er das »El Paeller« gegründet. Ihr Ziel: die Paella Valenciana auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Das Nationalgericht kommt nämlich aus Valencia.
In eine Paella Valenciana gehören Kaninchen, Huhn, Schnecken und Bohnen. Sonst nichts! Klarer Fall, dass der Reis auch von den hiesigen Feldern stammt. Im »El Paeller« können bis zu 150 Gerichte gleichzeitig in einer von Ruß geschwärzten Küche zubereitet werden. Der Inhalt der Pfanne brutzelt 18 Minuten über einem Holzfeuer. »Das gibt eine besondere Note«, erklärt Guillermo den Vorgang, der einer Theaterinszenierung in nichts nachsteht.
Unbedingt zu empfehlen ist der Besuch einer der zahlreichen Horchaterías. »An warmen Sommertagen verkaufen wir bis zu 3.000 eisgekühlte Horchata Valenciana«, erklärt Alejandro Panach von der Horchatería Panach. Gewonnen aus Tigernüssen, wird in 16 Dörfern der Region l’Horta diese Knolle angebaut. Dank vieler Mineralien und Vitamine gilt sie als Superfood. Seit 1971 bereitet die Familie das Traditionsgetränk zu. Das leckere lauwarme Gebäck Farton rundet das Geschmackserlebnis ab. »Herrlich erfrischend«, laden Alejandro und Vater José Ramon ein, das Nationalgetränk der Stadt zu probieren. Vater José gilt sogar als Erfinder der Tigernuss-Presse.
Für ein letztes Highlight der Stadt heißt es früh aufstehen. Der Markt auf dem Gelände des Mercavalencia geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Die Kleinbauern des valencianischen Gemüsegartens bieten ab drei Uhr morgens ihre frisch geernteten Produkte an. An die 1.300 Bauern verkaufen zwischen 30.000 und 40.000 Tonnen Obst und Gemüse. Das Recht, auf dem Markt zu verkaufen, wird von einer Generation an die nächste übertragen. Es ist, als würde man über eine grüne Wiese laufen. Gäste müssen nur die Hand ausstrecken und schon haben sie alles, was eine gute Küche ausmacht.
Auch im Winter mit angenehmen Temperaturen lässt Valencia keine Wünsche an ein mediterranes Lebensgefühl offen. Mit all den Herrlichkeiten, die Land und Meer zu bieten haben.«
visitvalencia.com
Tapas oder Pinchos?
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Tapa und einem Pincho? Die Basken haben die Pinchos erfunden, was wörtlich Spieß bedeutet. Sie liegen in den Tavernen ganz Nordspaniens aus. Dabei ähneln die Pinchos den Tapas durchaus, allerdings gibt es die Tapa oft gratis zum Getränk. Ansonsten ist der Unterschied aber so gering, dass sogar ein Wettbewerb der Köche in jedes Jahr im November in Valladolid so heißt: »Nationaler Wettbewerb der Tapas und Pinchos«. Der Grund? Es sind oft Basken in der Jury. Und auch die wissen natürlich, was neben kreativen Häppchen die beliebtesten Tapas Spaniens sind.
Letztlich hat jeder Gastronom seine Lieblings-Tapa. Am Atlantik gibt es Pulpo, in den luftigen Höhen der Picos de Europa schon mal Cabrales-Käse, die Katalanen lieben Fuet und auf Menorca kommt gerne Tintorera auf die Baguettescheibe, denn dort soll sie erfunden worden sein. Ein Hit der Andalusier wiederum sind Kroketten mit Serrano-Schinken. Und die Basken, die statt tapa lieber pintxo sagen, mögen es schon mal ausgefeilter, vor allem in den Sternerestaurants von San Sebastián. Die mit Abstand berühmteste Stadt für Tapas übrigens ist León am Jakobsweg. Das dortige Viertel Barrio Húmedo (»feuchtes Viertel«) hat nahezu mehr Tapa-Bars als Wohnungen.
spanien-reisemagazin.de
SH Ingles
Carrer del Marquès de Dos Aigües 6
Telefon: +34 963 51 64 26
inglesboutique.com
RESTAURANTS
Pelayo Gastro Trinquet
Carrer de Pelai 6
pelayogastrotrinquet.es
La Maritima
Planta 0, Edificio Veles e Vents,
La Marina de velesevents
valencia.es
Restaurante RiFF
Carrer del Comte d‘Altea, 18
restaurante-riff.com
Restaurante Apicius
Carrer d‘Èol, 7
restaurante-apicius.com
Lienzo
Plaça de Tetuan, 18, Bajo Derecha
restaurantelienzo.com
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