artifex 01/2025: Winterspaß
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Handwerkstradition_Kathrein-Rodel
HOL-DE-RI-JA-HO … hinab von steiler Höh’
(Foto: © Kathrein Rodel GmbH)
Setze Dich bequem hin. Strecke die Beine nach vorne und lege sie dabei locker vorne an die Kufen. Höre, wie der Schnee unter den Eisenkufen knirscht. Mit dem ersten Schubs Deiner Füße setzt sich der Rodel in Bewegung. Mit dem Lenkriemen fühlst Du Dich wie ein Cowboy bei einem Rodeo. Die Geschwindigkeit wächst und auch das Gefühl, fast schwerelos durch die Winterlandschaft zu sausen. Hol-de-ri-ja-ho. Rodeln, ein einzigartiges Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Auch heute noch ist für Christoph Kathrein eine Fahrt mit einem seiner farbenfrohen Holzschlitten ein besonderes Vergnügen.
»Es ist ein ganz tolles Gefühl«, schildert der Schlittenbauer den grenzenlosen Winterspaß, »kontrolliert den Hang herabzufahren und meisterlich jede Kurve zu nehmen. Die Lenktechnik ist wichtig«, sagt der Experte. Bis zu 50 Stundenkilometer kann der kleine Holzflitzer erreichen. Daher ist es für den Mann aus Tirol eine Selbstverständlichkeit, zuvor die Lenktechniken zu erlernen. Und auch bei der Kleidung sollten Helm, Handschuhe, Sonnenbrille und winterliche Kleidung auf gar keinen Fall fehlen.
VON DER WAGNEREI ZUM RODELBAU
Seit 1886 stellt das Familienunternehmen Rodel her. In der vierten Generation ist es nun Christoph Kathrein, der im Tiroler Oberland mit 15 Mitarbeitern bis zu 25.000 Rodel jährlich herstellt. Die Ursprünge sind dabei in der Wagnerei des Urgroßvaters zu finden. Firmengründer Alois Kathrein fertigte in seiner Wagnerei neben Wagenrädern und Werkzeugstielen auch Rodel und Heuschlitten. Damals war es üblich, dass der Großvater seinen Enkeln an deren sechsten Geburtstag einen Holzschlitten zu Weihnachten schenkte. Zu dieser Zeit lebte die Bevölkerung noch vorwiegend in den Bergen. So bekamen die Kinder wenigstens die Möglichkeit, einen Weg zur Schule mit dem Schlitten zurückzulegen.
Seitdem hat sich aber auch im Rodelbau einiges verändert. Rodeln ist ein Freizeitsport geworden. Das Unternehmen hat sich daher vor 30 Jahren vollkommen auf die Herstellung von Rodelschlitten spezialisiert. Wenn auch heute viele Produktionsschritte von computergesteuerten Maschinen übernommen werden, gibt es noch viele Herausforderungen, die nur in Handarbeit gemeistert werden können, zum Beispiel das Biegen der Kufen. Dabei wird das Holz nach wie vor auf traditionelle Weise gedämpft und in Handarbeit in Form gebogen. Wie schon vor über 130 Jahren wird weiterhin Eschenholz verwendet. Nachhaltig in Österreich und Deutschland angebaut, ist Esche ein Hartholz und trotzdem elastisch.
AUSGEZEICHNETE RODELSCHLITTEN
2008 wurde das Unternehmen für seine lenkbaren Modelle sogar mit dem Qualitäts-Rodel-Austria-Güte siegel des österreichischen Rodelverbandes ausgezeichnet. Denn die Produkte werden laufend weiterentwickelt und das Sortiment der Sonderprodukte stets erweitert. Auch wird mit anderen Materialien experimentiert. Farben für die Sitzplätze werden ergänzt. Vor allem die sportlichen Modelle verfügen über eine extrem gute Lenkbarkeit. Doch die Hauptzielgruppe für Kathrein ist und bleibt die Familie. Und damit der traditionelle Holzschlittenbau.
Ab vier Jahren können Kinder passende Rodel für jede Größe finden. Es gibt sogar ein Seniorenmodell mit einem erhöhten Sitz. Zudem ist es Christoph Kathrein wichtig, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu schaffen. »So hat hoffentlich jedes Familienmitglied die Möglichkeit über einen eigenen Rodel zu verfügen.« Und einen wunderbaren Winterspaß für die ganze Familie zu erleben. KLE
rodel.at
»ES IST EIN GANZ TOLLES GEFÜHL, KONTROLLIERT DEN HANG HERABZUFAHREN UND MEISTERLICH JEDE KURVE ZU NEHMEN.«
CHRISTOPH KATHREIN
artifex 01/2025: Winterspaß - Seite 38