artifex 01/2025: Winterspaß
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Faszination ALPEN
Die spektakulären Kletterkünste des Alpensteinbocks machen ihn zu einem der faszinierendsten Wildtiere Deutschlands. (Foto: © Alex Fuchs)
Die Überquerung der Alpen durch Hannibal 218 v. Chr. gehört bis heute zur größten Herausforderung einer Alpenüberquerung. Mit 50.000 Soldaten, 9.000 Reitern und 37 Kriegselefanten gelangte der karthagische General von Spanien über die Pyrenäen, durch Südfrankreich bis hin zum Römischen Reich. Auch wenn er mit dieser Meisterleistung der Kriegsführung eine große psychologische Wirkung auf die Römer erzielte, verlor Hannibal den Zweiten Punischen Krieg. Was aber bleibt, ist das Symbol für Mut und die Fähigkeit, Unmögliches zu erreichen. Waren es zu Hannibals Zeiten noch eisige Pässe und weit ausufernde Gletscher, die die Menschen vor immens hohe Herausforderungen stellten, sind es heute Gletscherschmelze und veränderte Lebensumstände für Tiere und Pflanzen, die neue Strategien zum Erhalt der Alpen notwendig machen.
Heute sind die Gletscher, die Hannibal wahrscheinlich überquerte, stark zurückgegangen oder gar vollständig verschwunden. Blickt Marc Stannartz vom Deutschen Alpenverein nur alleine auf die vergangenen zehn Jahre, sind es vor allem die Gletscher, an denen sich die Folgen des Klimawandels und Massentourismus deutlich spürbar zeigen. Ein weiteres Problem: der Anstieg der O-Grad-Grenze. »Die Erwärmung hat große Auswirkungen auf die Höhenverbreitung von Pflanzen und Tieren«, sagt der 32-Jährige. Schon im Alter von vier Jahren war der Alpenexperte mit seinen Eltern zum ersten Mal in den Chiemgauer Alpen unterwegs.
Vor allen in den 70er- und 80er-Jahren zog es immer mehr Menschen in die Alpen. Es ist nicht nur die einzigartige Biodiversität, die die Alpen zu einem Hotspot für Winter- wie Sommerurlauber macht. An die 4.500 Pflanzen und bis zu 30.000 Tierarten sind in dem sogenannten Faltengebirge vorzufinden. Noch. Es sind aber vor allem die vielen Möglichkeiten, die faszinieren. Vom Wandern über Wellness bis hin zu Skifahren, Eisklettern, Mountainbiken und vielem mehr bietet die Alpenlandschaft eine schier unendliche Vielfalt an Freizeitvergnügen.
Inwieweit der Tourismus aber zu Gletscherrückgang und Erderwärmung beigetragen hat, ist für Marc Stannartz schwierig zu definieren. »Generell ist die Klima krise, bzw. die globale Erderwärmung, ein durch den Menschen verstärktes Phänomen.« Die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas zur Strom- und Wärmeerzeugung sind für den Alpen-Experten mit eine der gravierendsten Ursachen. Dennoch sieht Marc Stannartz Möglichkeiten, Naturschutz und Tourismus unter einen Hut zu bringen. So könnten freiwillige Naturschutzeinsätze im Rahmen eines Urlaubs ein Bewusstsein für den Schutz der sensiblen Natur herbeiführen. Urlauber sollten sich zudem in Schutzgebieten an die Natur angepasst verhalten. und sensible Bereiche meiden. »Vor allem nicht in den Dämmerungsstunden.« Marc Stannertz verweist darauf, dass die Dämmerungsphase für viele Wildtiere die Zeit der Nahrungsaufnahme ist. Vor allem aber sollten Gäste keinen Müll hinterlassen, auf gesperrte Bereiche achten und bevorzugt mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.
»Das allein sind erste Schritte zum Schutz der Natur und des Klimas«, glaubt Marc Stannartz, dass die Freizeitmöglichkeiten ohne Einschränkungen so erhalten bleiben. Weitere Kampagnen zum naturverträglichen Bergsport sollen die Besucher auch in Zukunft weiter für die Thematik sensibilisieren. Mit Blick auf die kommenden 20 Jahre können Besucher aus aller Welt die Alpen genießen und so wie Marc Stannartz an großartigen Plätzen auf einer gemütlichen Hütte die Schönheit der Sonnenuntergänge in den Alpen genießen. KLE
»DIE ERWÄRMUNG HAT GROSSE AUSWIRKUNGEN AUF DIE HÖHENVERBREITUNG VON PFLANZEN UND TIEREN.«
MARC STANNARTZ
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