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Ein bisschen Energie kann nicht schaden

Anita Kriegesmann ist eine Handwerkerin, die mit viel Energie anpacken kann. Sei es auf der Baustelle bei der Begutachtung der Fugen oder sei es in der Küche. Dann allerdings kocht sie am li

Lebensfreude: Energie. die braucht Zimmermeisterin Anita Kriegesmann-Rusitschka in ihrem Job. Beim Kochen allerdings schwört sie auf die Niedrigtemperaturmethode.

"So lange ich Piep sagen kann, werde ich arbeiten." Wer Anita Kriegesmann-Rusitschka erlebt, nimmt der 68 Jahre jungen Zimmermeisterin sofort ab, dass sie mit Sicherheit noch einige Jährchen Fuge um Fuge sanieren wird. "Ich kann mich doch jetzt nicht aufs Sofa setzen, ‘Rote Rosen‘ gucken und dabei Socken stricken!" Die Wahl-Grevenbroicherin steht felsenfest mit beiden Beinen im Berufsleben. "Weil mir das so viel Spaß macht", sagt die Spezialistin für Fugensanierung.

Neuer Start mit neuer Idee

Nach dem Tod von Ehemann Frank Rusitschka im März 2015 trifft die Handwerksmeisterin eine tiefgreifende Entscheidung. "Frau am Bau in Ostfriesland kann man voll vergessen", berichtet sie. Mit ihrem Mann, einem Dachdeckermeister, hat sie bis dato erfolgreich ein Unternehmen für Fugensanierung in Aurich geführt. Nebenbei bildet sie sich zur Sachverständigen für Bautenschutz und Bausanierung weiter. Sie entschließt sich, nach Grevenbroich zu ziehen, und führt dort das Unternehmen "fmi-fuge" weiter. Auf den Hinweis "Wir machen Ihre Mauer wieder fit" purzeln die Aufträge nur so herein. "Für mich ist die linke Rheinseite der perfekte Standort. Hier gibt es noch so viele Ziegelbauten." Die Unternehmerin ist heute froh, dass der Ursprungsplan Düsseldorf aus finanzieller Sicht nicht geklappt hat. Besonders reizvoll findet sie die Arbeit im Denkmalschutz.

Fuge um Fuge

Bundesweit fräst die Fachfrau und vier Mitarbeiter Fugen aus alten Gemäuern, reinigt die Steine, fugt sie wieder neu ein. "Mein Vater hat mich nach der Schule einfach in eine Zimmermannsbuxe gesteckt und mir einen Hammer in die Hand gedrückt, dann ging es auf die Baustelle", blickt sie amüsiert auf die Ausbildung in der Zimmerei ihres Vaters zurück. Da die Zimmerer bei der Meisterausbildung keine eigene Klasse haben, wird Anita Kriegesmann in die Klasse der Maurer gesteckt. "Hier habe ich mir zwei Jahre die Fachtheorie der Maurer reingezogen", schildert sie ihren Weg hin zur Fugenexpertin. Um sechs Uhr beginnt ihr Arbeitstag: "Ich hole die Aufträge rein, besuche die Kunden, spreche mit Architekten, fahre zur Baustelle, teile die Leute ein, schreibe Rechnungen." Ein Fulltime-Job, der nach Ausgleich verlangt. Den findet sie in ihrer Küche. "Menschen, die wie ich alleine leben, haben oft nur einen müden Joghurt im Kühlschrank. Ich aber koche auch für mich alleine", versichert die Zimmermeisterin. Ihre Inspiration findet sie in Zeitschriften oder in ihren mehr als einhundert Kochbüchern. "Wenn ich in der Zeitung einen schönen Kuchen sehe, dann muss ich den machen." Als Diabetikerin darf sie die zwar nicht essen. "Die Kuchen und Torten verschenke ich dann gerne an Familienmitglieder oder ganz liebe Nachbarn", erzählt sie lebensfroh und besticht einmal mehr mit ihrer beeindruckenden positiven Lebenseinstellung, die der Handwerkerin scheinbar in die DNA getackert ist. "Meine Frustgrenze ist sehr weit oben", bestätigt sie, dass sie immer flott unterwegs ist.

Und wenn ihr doch mal die Puste ausgeht, dann fährt die ausgebildete Reiki-Meisterin zu einem Austauschtreffen. Gemeinsam mit anderen Reiki-Meistern geben sich alle Teilnehmer gegenseitig Reiki, also reine Energie. Schließlich: "Ein bisschen Energie kann nie schaden!"

„Wenn ich in
der Zeitung
einen schönen
Kuchen sehe,
dann muss ich
den machen.“
ANITA KRIEGESMANN-RUSITSCHKA, ZIMMERERMEISTERIN

 

Schweinebraten mit Klösen und Gemüse Foto: © Inga GeiserSchweinebraten mit Klösen und Gemüse Foto: © Inga Geiser

Schweinebraten mit lecker Kruste

Zutaten:

1,5 kg Schweinebraten
(z.B. Bauchfleisch mager, Schulter, Schlegel) mit Schwarte
(nicht eingeschnitten)1 Bund Suppengrün1 Zwiebel
1/2 L Gemüse- oder Fleischbrühe 1 Lorbeerblatt1/2 L Rotwein1 EL Mehl1 EL Mondamin (Speisestärke)

Zubereitung 

Leckere Kruste Foto: © Inga GeiserLeckere Kruste Foto: © Inga GeiserGemüse- oder Fleischbrühe in 1⁄2 l kochendem Wasser auflösen und in eine Reine ohne Deckel füllen. Das Fleisch mit der Schwarte nach unten in die Brühe legen. Schwarte nicht einschneiden. Nichts würzen. Das geputzte Suppengemüse und die klein geschnittenen Zwiebeln mit einem Lorbeerblatt mit in die Brühe legen. In den mit 100 °C vorgeheizten Backofen stellen und eine Stunde bei dieser Temperatur backen. Herausnehmen, den Braten mit der Schwarte nach oben auf ein Schneidebrett legen und die Schwarte in Scheibenbreite einritzen (ca. 1 cm tief), nicht in die Fettschicht schneiden, denn sonst geht der Saft aus dem Fleisch verloren.

Die Brühe durch ein Sieb geben und wieder in die Reine füllen und 1⁄2 l Rotwein hinzufügen. Dann den Braten mit der Schwarte nach oben eine weitere Stunde bei 100 °C im Backofen backen. Die Kruste wird wunderbar knusprig. Da sie vorher eingeritzt wurde, kann man den Braten jetzt in schöne Scheiben schneiden. Mehl und Mondamin mit Wasser anrühren und die Soße binden. Jetzt abschmecken mit Salz und Pfeffer.


artifex 01/2020: Kochen - Seite 7