artifex 03/2024: Wein
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artifex 03_24 - WEINLANDSCHAFTEN_13 Regionen
BLÜHENDE WEINLANDSCHAFTEN IN REGIONEN
(Foto: © instamatics/iStock.com)
Fruchtig, vollmundig und samtig. Deutschland ist vor allem für seine Weißweine wie Riesling oder Müller-Thurgau in der Weinwelt bekannt. Im Jahr 2021 produzierten Statistiken zufolge die Winzer und Winzerinnen hierzulande noch doppelt so viel Weißmost wie Rotmost. Doch die roten Sorten sind im Kommen. Neben dem traditionellen Spätburgunder von der Ahr finden sich inzwischen auch Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon in den deutschen Weinbergen. Vor allem der Süden und die Mitte Deutschlands sind als traditionelle Weinanbaugebiete bekannt.
Die Kultivierung der Reben begann in Deutschland vor über 2000 Jahren. Die Anbaugebiete Mosel, Saar und Ruwer gelten als die Ältesten. Es waren die Römer, die den Weinanbau in diese Region brachten. Sie schätzten die klimatischen Bedingungen und die fruchtbaren Böden. Später im Mittelalter spezialisierten sich vor allem die Mönche auf den Weinbau und entwickelten ihn weiter.
Unterstützt durch immer neuere Technologien bringen die Winzer und Winzerinnen entlang der Flüsse Rhein, Mosel und Main jedes Jahr hervorragende Weine zu den Verbrauchern. Jedes der dreizehn Weinanbaugebiete bietet dabei aufgrund des Klimas besondere Weine. Ein kleiner Star unter den Sorten ist der Frühburgunder. Damit die seltenen Frühburgunder-Weinberge erhalten bleiben, kümmern sich engagierte Winzer und die Slow-Food-Organisation um den Erhalt. Wie hier kombinieren im gesamten Weinanbau Winzer und Winzerinnen gekonnt historisches Know-how mit modernster Technik. In den letzten Jahren rückte die Produktion von Bio-Weinen und nachhaltig produzierten Weinen mehr und mehr in den Fokus der Weinlandwirtschaft.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Branche gilt dem Tourismus und dem Erhalt der Kultur rund um die dreizehn Weinanbaugebiete. Oftmals in malerischen Landschaften eingebettet, laden Weingüter rund ums Jahr zu Wanderungen, Verkostungen, Festivals und immer mehr zu Übernachtungen ein und tragen damit auch zur kulturellen Identität der Regionen bei.
Weine aus Deutschland genießen auf der ganzen Welt einen guten Ruf. Mit ihren traditionellen Weinsorten gilt der Weinanbau als ein dynamischer und facettenreicher Fachbereich, der es versteht Tradition und Innovation zu verbinden und Deutschland für Weinliebhaber zu einem faszinierenden Reiseziel zu machen.
Die Weinanbaugebiete Deutschlands
Ahr
Die Ahr gehört zu den kleinsten Weinanbaugebieten Deutschlands. Nach der Flutkatastrophe 2021 standen die Weinerzeuger vielfach vor dem Nichts. Drei Jahre später hat sich einiges gebessert. Doch noch immer sind nicht alle Schäden behoben. Die Ahr ist vor allem für ihre Rotweine wie den Spätburgunder bekannt. Daneben gedeihen Portugieser, Riesling und Dornfelder.
Baden
Versehen mit reichlich Sonnenstunden erstreckt sich die Weinregion über 400 Kilometer. Entsprechend unterschiedlich sind die Weine. Die Gegend zwischen Bodensee und Badischer Bergstraße ist in neun Anbaugebiete aufgeteilt. Das Angebot reicht im Norden von Rivaner, Riesling und Schwarzriesling. Während in der Mitte vor allem Spätburgunder und Riesling gekeltert werden. Im Süden in Breisgau und Kaiserstuhl werden vornehmlich Spätburgunder und Riesling ausgeschenkt. Im Markgräflerland nahe der Schweiz wachsen vor allem die Trauben für einen Spätburgunder und Müller-Thurgau.
Franken
Im Norden Bayerns gelegen, ist Franken besonders für seine Bocksbeutel bekannt. Vor allem der Silvaner fühlt sich auf den Muschelkalk- und Keuperböden wohl. Zu den meist angebauten Sorten gehört der Müller-Thurgau. Eher als einfacher, leicht süßlicher Wein eingestuft, erlebte der Wein eine Renaissance. Junge Winzer entwickelten die bekannte Sorte mit viel Engagement inzwischen zu einem feinaromatischen Weißwein. Ebenfalls eine regionale Spezialität ist der Bacchus.
Hessische Bergstraße
In der Region zwischen Heidelberg und Darmstadt beginnt der Frühling etwas früher. Ab März oder April laden Städte wie Heppenheim, Alsbach oder Bensheim zum Verweilen in ihre Altstadtviertel ein. Entlang der alten Römerstraße sorgten das milde Klima und jede Menge Sonne für erlesene Weine wie Grau- und Spätburgunder, Riesling oder Müller-Thurgau.
Mittelrhein
Die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Region bietet nicht nur ein besonderes Landschaftsbild. Hier gedeihen an den Hängen bis zu siebzig Prozent Spätburgunder, Kerner oder Müller-Thurgau. Mosel Das älteste Weinanbaugebiet Deutschlands ist berühmt für seine steilen Weinberge. Vor allem wird Riesling entlang der malerischen Mosel angebaut. Etwa 5.000 Winzer bewirtschaften an die 8.800 Hektar Fläche. Wohl kaum in einem anderen Teil der Erde gibt es so viele Steillagenweinberge wie hier zwischen Perl und Koblenz. Neben dem Riesling sind zudem Elbling, Kerner und Müller-Thurgau im Angebot.
Nahe
Sanftes Grün, romantische Flusstäler und dramatische Felsformationen zeichnen das Gebiet der Nahe aus. Vor kalten Winden durch den hohen Hunsrück geschützt, schaffen milde Temperaturen und viel Sonnenschein ein hervorragendes Klima für den Weinbau in dem regenarmen und sonnigen Tal. Auf 4.237 Hektar gedeihen Rebsorten wie Riesling, Rivaner, und Silvaner. Auch die Spielarten des Burgunders sowie Kerner, Scheurebe, Portugieser und Dornfelder sind hier zu Hause. Lieblingskind der Winzer ist der an Finessen reiche Riesling.
Pfalz
Die Pfalz hat viele Superlative. Auf 85 Kilometern verknüpft sie die 130 Weinorte zwischen Bockenheim und Schweigen an der Grenze zum Elsass miteinander. Die Pfalz ist das zweitgrößte deutsche Weinbaugebiet. Das Hauptaugenmerk der Winzer liegt vor allem auf dem Riesling. Doch auch Weiß- und Grauburgunder sind stark im Kommen. Daneben gehören unter anderem Silvaner, Müller-Thurgau, Scheurebe oder Gewürztraminer. Zudem Rotweine immer wichtiger werden. Eine besondere pfälzische Erfolgsgeschichte ist der Dornfelder.
Rheingau
Die Weinregion rund um das Rhein-Main-Gebiet profitiert von einem warmen Klima und wenig Niederschlägen. Westlich von Wiesbaden gelegen ist das Rheingau bekannt für hervorragende Rieslinge. Die Trauben profitieren vom günstigen Klima und den vielfältigen Böden. Ein weiteres Plus ist die Lage. Die steilen Hänge entlang des Flusses sind gen Süden ausgerichtet. Daher profitieren die Rebstöcke ebenso von einer optimalen Sonnenstrahlung.
Rheinhessen
Der Weinanbau in Rheinhessen reicht bis auf die Römerzeit zurück. Die Region ist das größte Weinanbaugebiet des Landes. Zwischen Bingen, Mainz und Worms wachsen auf 26.000 Hektar Riesling, Silvaner und Spätburgunder. Die Böden reichen von Kalkstein bis zu Lös. Das sorgt für sehr unterschiedliche Geschmacksnoten. Saale-Unstrut Die Flüsse Saale und Unstrut geben dem Weingebiet seinen Namen. Mit dem 51. Breitengrad ist es das nördlichst gelegene Weinanbaugebiet. Geprägt ist die Landschaft von Weinbergen an steilen Hängen, Hügeln und Terrassen. Hier wachsen vorwiegend Weißburgunder, Portugieser oder Riesling. Durch das kühle Klima gelten die Weine als besonders fein und spritzig.
Sachsen
Am nördlichsten Punkt gelegen zählt Sachsen zudem auch das kleinste Weinanbaugebiet. Erst am 51. Breitengrad gelegen, beginnt der Weinanbau bei Dresden. Die Porzellanstadt Meißen gilt dabei als Ausgangspunkt der über 800-jährigen Weinanbaugeschichte. Mit nur 470 Hektar Anbaufläche sind die Weine aus Sachsen eher rar. Zu den Sorten gehören Riesling, Spätburgunder, Müller-Thurgau sowie Weiß- und Grauburgunder.
Württemberg
Beim Anbau bildet Württemberg eine Ausnahme: In den Weinbergen wachsen mehr rote als weiße Trauben. Die bekannteste dürfte der Trollinger sein. Bekannt ist der süffige Rotwein auch als Nationalgetränk der Württemberger. Ein mildes Klima lässt aber auch Riesling, Spätburgunder, Schwarzriesling oder Lemberger gedeihen.
Quelle: Deutsches Weininstitut
artifex 03/2024: Wein - Seite 26